Als das Brauhaus Sion zum Kreißsaal der Kommunistischen Partei wurde

Der Sekretär war eine Frau

In den 12 Jahren der Illegalität von 1956 bis 1968 machten sich die westdeutschen Kommunisten verschiedene Gedanken über die Wiedererlangung vorteilhafterer Bedingungen für die politische Arbeit. Es schälten sich in der…

Strategie und Vorgehensweise 2 Möglichkeiten heraus, deren genauer Werdegang den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen würde. Sie seien deshalb nur auf das nötigste dargestellt:

Erstens der Kampf um die Wiederzulssung der KPD, der sich in Köln im April `68 z.B darin ausdrückte, das sich der „Kölner Ausschuss zur Wiederzulassung der KPD“ mit einer großen Veranstaltung im Brauhaus Sion mutig an die Kölner Öffentlichkeit wandte.

Oder zweitens eine Neukonstituierung einer DKP.
Dazu wurde 1968 in Köln, wie in vielen anderen Städten der BRD, der Neuaufbau der DKP durch zentral tätige Genossen vorbereitet. Diese Instrukteure informierten die örtlichen Genossen Jupp Tietz, Willi Vollhaber u.a. über die Konkretisierung dieses Vorhabens in ihrer Stadt. Nun musste die weitere Vorgehensweise durch eine Zusammenkunft weiterer Freunde aus der rheinischen Metropole stattfinden, die an einer DKP interessiert waren.

Ergebnis war, das sich am 3. Oktober 1968 der Kreisausschuss der DKP-Köln - zunächst noch als "Initiativausschuss für den Aufbau einer Parteiorganisation für Köln" - gründete.

Sollte es den couragiert voranschreitenden Organisatoren um ein Signal an die noch zweifelnden Genossinnen und Genossen gewesen sein, das sie die DKP-Köln in derselben Lokalität, dem Brauhaus Sion, gebaren, in der nur 6 Monate zuvor der oben genannte „Kölner Ausschuss zur Wiederzulassung der KPD“ tagte?
Wie dem auch sei: Im Verlauf dieser Zusammenkunft rief man dazu auf, Grundorganisationen, die damals noch Stadbezirks-, Stadtteil- oder auch Ortsgruppen hießen, in den Stadtteilen zu errichten. Dazu begaben sich Fritz Rollar, Jupp Tietz und weitere Anleiter zu den Genosinnen und Genossen in die Veedel, um sie für den weiteren Aufbau der Partei zu gewinnen, bzw. um mit ihnen die Grundorganisationen zu bilden. Deren Anzahl wuchs in kurzer Zeit rapide an. Die Wohngebietsgruppe Kalk und die in Sülz-Klettenberg gehörten schon als erste dazu.

Ironisch sei hier angemerkt, das bei aller Notwendigkeit einer kommunistischen Partei, die fortschrittliches Gedankengut in der Arbeiterklasse verbreiten sollte, es dennoch eine überholungsbedürftige Wortwahl gab: Bei einem internationalen Meeting der Partei in der Mülheimer Stadthalle sang Perry Friedmann noch „Neger“lieder und Sekretär für Bündnispolitik war Genossin Helga H.

Die Parteiarbeit musste nach den vielen Jahren der Konspiration wieder neu erlernt werden, sodaß sich die Aufbauphase durch die Schaffung eines Anleitungssystems, der Niederschrift von Arbeitsplänen, der Gründung von Grundorganisationen mit Vorständen, den kontinuierlich erscheinenden Kleinzeitungen, öffentlichen Veranstaltungen (sogar i.d. Mülheimer Stadthalle), Aktivtagungen auf Kreisebene, einem Parteibüro nebst Bücherstube (gegr. 1.8.1969), und einem Schulungssystem kennzeichnete. Diese wurde zur Kreisdelegiertenkonferenz im März 1969 für erfolgreich abgeschlossen erklärt.

Achim

1 Die Fotos, beide aus Buchheim, zeigen die Losung: "Wählt Wascher". Rudi Wascher war Stadtverordneter in Köln von 1948 bis 1950