Unter­prä­gnante Über­prä­senz OB-Wahl in Köln verschoben

 

Wahl­pla­kate

Die­ser Tage ver­stel­len in Köln Wahl­pla­kate den Blick. Mas­siert hän­gen sie an den stau­träch­ti­gen Stra­ßen die­ser von Stau­re­kor­den geplag­ten Stadt. Ihr poli­ti­scher Infor­ma­ti­ons­ge­halt dage­gen bleibt dürf­tig. „Köln wird schnel­ler vor­wärts kom­men“ wird ver­spro­chen. „Die Klei­nen sind für mich die Größ­ten“ „Ich setze gute Ideen um“ „Wenn Köln mal frei hat, braucht’s auch Raum“ „Ott überzeugt“

„Vom Veedel bis zur Metro­pole: Köln gemein­sam pla­nen“ „Vom Hand­werk bis High­tech: Per­spek­ti­ven für Arbeit und Wirt­schaft“ „Vom Stra­ßen­fest bis zur Opern­pre­miere: Unsere Kul­tur wert­schät­zen.“ „Erfah­ren, kom­pe­tent und unab­hän­gig“ „Ver­än­de­run­gen für Köln“.

CDU, Grüne, FDP haben sich auf die par­tei­lose Sozi­al­de­zer­nen­tin Hen­ri­ette Reker geei­nigt, wäh­rend Jochen Ott für die SPD kan­di­diert. Die Links­par­tei ver­zich­tet, wäh­nend, damit Otts Wäh­ler­po­ten­tial zu schonen.

Kei­ner redet von den sozia­len Gegen­sät­zen, die die Stadt zer­rei­ßen. Inner­halb von 8 Jah­ren sind die Mie­ten um ein Drit­tel gestie­gen. Wie sind sie zu sen­ken und über­haupt der Woh­nungs­man­gel zu behe­ben? Sozi­al­woh­nun­gen schwin­den, Zwangs­räu­mun­gen und Strom­ab­stel­lun­gen hal­ten an. Wer redet von den Schul­den der Stadt, den dro­hen­den Kür­zun­gen bei Sozia­lem, Kul­tur und Sport? Wie sind Immo­bi­lien- und Grund­stücks­spe­ku­la­tion zu stoppen?

Beide Kan­di­da­ten haben die Haare schön, ver­mei­den aber poli­ti­sche Inhalte. Wenn sie in Köln was ändern könn­ten oder auch nur woll­ten, wür­den sie es sagen.

Der Phra­sen­drusch wird andau­ern. Die für den 13. Sep­tem­ber vor­ge­se­hene OB-Wahl ist auf den 18. Okto­ber ver­scho­ben. Die CDU hatte bemän­gelt, dass auf den Stimm­zet­teln die Par­tei­kür­zel zu groß und die Kan­di­da­ten­na­men zu klein aus­ge­fal­len seien. Hen­ri­ette Reker, weil par­tei­los, werde dadurch benach­tei­ligt. Die Bezirks­re­gie­rung inter­ve­nierte. Die schon abge­ge­be­nen 55 000 Stim­men sind nun­mehr ungül­tig. Wahl­lei­te­rin Agnes Klein trat zurück. Sie hatte im Mai Guido Kah­len abge­löst, der die Ver­ant­wor­tung für eine feh­ler­hafte Aus­zäh­lung der Kom­mu­nal­wahl­er­geb­nisse im ver­gan­ge­nen Jahr über­neh­men musste. Durch die strit­tige Neu­aus­zäh­lung ver­lor aus­ge­rech­net Jochen Ott sein Stadtratsmandat.

Die Köl­ner Pro­vinz­posse ist alle­mal bla­ma­bel, viel­leicht noch unter­halt­sam, vor allem aber hand­fes­ter Aus­druck der Gering­schät­zung der Wäh­len­den und ihrer Interessen.

Kurz nach der Ver­schie­bung der Wahl wur­den Umfra­ge­er­geb­nisse bekannt, nach denen Reker 51%, Ott 36% und Mark Benecke von der Sati­re­par­tei „Die Par­tei“ 6% zu erwar­ten hät­ten. Von der Wahl­be­tei­li­gung war nicht die Rede.

Klaus Stein
Bild: Wal­ter Stehling