Vor­stands­be­richt zur Kreis­mit­glie­der­ver­samm­lung der DKP Köln am 30.11.2024

Bericht des Vor­stands zur Kreis­mit­glie­der­ver­samm­lung der DKP Köln

Liebe Genos­sin­nen und Genos­sen,
Im Sep­tem­ber waren einige von uns in den Pyre­näen. Den fran­zö­si­schen Kom­mu­nis­tin­nen und Kom­mu­nis­ten im Val­le­spir, deren Ein­la­dung zu einer Frie­dens­wo­che wir gefolgt sind, haben wir in Gestalt eines Gruß­worts unsere poli­ti­schen Absich­ten mit­ge­teilt. Wer mehr über unse­ren Auf­ent­halt in Frank­reich wis­sen will, wird auf unse­rer Home­page aus­führ­lich infor­miert. Unser Gruß­wort sollte kurz sein und eig­net sich damit auch für unsere heu­tige Kon­fe­renz als Einleitung:

Liebe Genos­sin­nen und Genos­sen,
die Welt ändert sich. Die öko­no­mi­sche und poli­ti­sche Reich­weite des Impe­ria­lis­mus erfährt gegen­wär­tig spür­bare Ein­schrän­kun­gen. Nament­lich die USA und die ande­ren NATO-Staa­ten akzep­tie­ren aber nicht, dass ihre Macht­ba­sis schwin­det. Die Über­pro­duk­ti­ons­krise schwärt wei­ter. Die impe­ria­lis­ti­sche Ant­wort lau­tet: Über­schüs­si­ges Kapi­tal wird in wach­sen­dem Maß in die Waf­fen­pro­duk­tion inves­tiert. Wir erle­ben eine gewal­tige Auf­rüs­tungs­runde mit rie­si­gen Gewin­nen für wenige Finanz­olig­ar­chen. Das ist Geld, das bei der Über­win­dung von Armut und Woh­nungs­not fehlt. Es kann nicht mehr für die sozia­len und demo­kra­ti­schen Inter­es­sen der arbei­ten­den Men­schen aus­ge­ge­ben wer­den.
Beglei­tet wird der all­mäh­li­che Macht­ver­lust des Wer­te­wes­tens von Demo­kra­tie­ab­bau und beschleu­nig­ter Umver­tei­lung von Arm zu Reich. Sol­che Poli­tik mün­det zwangs­läu­fig in Gewalt – inner­halb und außer­halb der Lan­des­gren­zen. Es stimmt, was Jean Jau­rès sagte: „Der Kapi­ta­lis­mus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen“ „Le capi­ta­lisme porte en lui la guerre comme la nuée porte l’o­rage.”
Aber das Geld, das für Rüs­tung und Krieg aus­ge­ge­ben wird, fehlt schon bei uns im Köl­ner Stadt­haus­halt, in Schu­len, Kin­der­gär­ten, öffent­li­chem Nah­ver­kehr. Die Stadt ver­säumt öffent­li­chen Woh­nungs­bau, macht Strom und Gas teuer. Das Schul­den­ma­chen ver­schärft die Infla­tion. Die Infla­tion macht die Leute hungrig.

In den letz­ten Jah­ren sind die Rüs­tungs­aus­ga­ben der NATO-Staa­ten außer­or­dent­lich gestie­gen. Ins­ge­samt belie­fen sich die welt­wei­ten Rüs­tungs­aus­ga­ben im Jahr 2023 auf 2,3 Bil­lio­nen US-Dol­lar – ein neuer Rekord­wert, der die­ses Jahr erneut über­trof­fen wird. Allein die Mili­tär­aus­ga­ben der USA erreich­ten im ver­gan­ge­nen Jahr 900 Mili­ar­den US-Dol­lar, mehr als die Hälfte des US-Bun­des­haus­halts – Geld das auch in den USA den Men­schen fehlt, die eine gute Kran­ken­ver­sor­gung, Nah­rung und Woh­nun­gen benö­ti­gen.
Unsere Regie­rung hat ohne grö­ße­ren gesell­schaft­li­chen Wider­stand ein 100-Mili­ar­den-Auf­rüs­tungs­fond auf­ge­legt. Die Bevöl­ke­rung wird auf Krieg ein­ge­stimmt. Unver­blümt wird Kriegs­tüch­tig­keit und Ver­zicht gefor­dert. Zu hören ist wie­der die alte Nazi­pa­role „Kano­nen statt But­ter“!
Die Regie­rung der USA hat am 10. Juli beschlos­sen, Mit­tel­stre­cken­ra­ke­ten in Deutsch­land zu sta­tio­nie­ren. Sie kön­nen nuklear bestückt wer­den. Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz hat zuge­stimmt. Aber in Umfra­gen ist die Mehr­heit der deut­schen Bevöl­ke­rung dage­gen, ebenso wie gegen Auf­rüs­tung und Waf­fen­lie­fe­run­gen an die Ukraine. Noch äußert sich das nicht in Mas­sen­pro­tes­ten. Das ändert sich gerade. Am 1. Sep­tem­ber gab es zahl­rei­che Demons­tra­tio­nen im Lande. Am 3. Okto­ber kamen in Ber­lin 40.000 Men­schen zusam­men. Wir unter­stüt­zen ihren Ber­li­ner Appell gegen neue Mit­tel­stre­cken­waf­fen und rufen dazu auf, ihn zu unter­schrei­ben.
Beim Sai­son­auf­takt des Fuß­ball-Erst­li­gis­ten Borus­sia Dort­mund bekun­de­ten zehn­tau­sende Fans ihren Unmut über den Spon­so­ren­ver­trag des Ver­eins mit dem Rüs­tungs­kon­zern Rheinmetall.

Zum Zeit­punkt unse­res Besu­ches in Frank­reich konn­ten wir mit­tei­len, dass die drei Regie­rungs­par­teien, SPD, Grüne und FDP, rapide an Zustim­mung ver­lie­ren. Die lin­ken Par­teien seien aller­dings noch zu schwach, um die Unzu­frie­de­nen zu sam­meln. Unter­des­sen ist die Regie­rung geplatzt und es sind Neu­wah­len für den 23. Februar ange­setzt. Schon zuvor hatte der PV beschlos­sen, auf eine Betei­li­gung an der Bun­des­tags­wahl, die ursprüng­lich für den 28. Sep­tem­ber ange­setzt war, zu ver­zich­ten. Aber am 14. Sep­tem­ber, 14 Tag zuvor, wer­den in Nord­rhein-West­fa­len Kom­mu­nal­par­la­mente gewählt.
Die Köl­ner DKP, das ver­spra­chen wir den fran­zö­si­schen Genos­sin­nen und Genos­sen, arbei­tet an einem kom­mu­nal­po­li­ti­schen Kon­zept gegen Sozial- und Demo­kra­tie­ab­bau, gegen Pri­va­ti­sie­rung. Wir wol­len den Inter­es­sen der arbei­ten­den Men­schen im Köl­ner Rat­haus Reso­nanz ver­schaf­fen. Wir wol­len zusam­men mit ande­ren ver­hin­dern, dass zwei der drei ver­blie­be­nen städ­ti­schen Kli­ni­ken geschlos­sen wer­den, dar­un­ter die ein­zige Kin­der­kli­nik. Zur For­de­rung nach Kriegs­tüch­tig­keit sagen wir Nein. (Soweit unser Grußwort)

Der von der Stadt­käm­me­rin Dörte Die­mert vor­ge­legte Dop­pel­haus­halt für die nächs­ten bei­den Jahre ent­hält, wie nicht anders zu erwar­ten, dras­ti­sche Kür­zun­gen im Sozial- und Kul­tur­be­reich. Wenn Pro­teste gegen diese Kür­zungs­pläne der Stadt aus­blei­ben, wird der Haus­halt in der vor­ge­leg­ten Form am 13. Februar 2025 vom Rat ver­ab­schie­det. Er sieht mas­sive Kür­zun­gen bei den soge­nann­ten frei­wil­li­gen Leis­tun­gen im Kul­tur- und Sozi­al­be­reich vor.
Vor dem Rat­haus demons­trier­ten bereits Ver­tre­ter von Dia­ko­nie, Köl­ner Flücht­lings­rat, Agisra, Rom e.V. und Cari­tas, denen die Mit­tel gekürzt wer­den sol­len. Kür­zun­gen sind auch bei der Kin­der- und Jugend­hilfe vor­ge­se­hen. Initia­ti­ven und Pro­jekte der Flücht­lings­hilfe ste­hen ange­sichts der Kür­zungs­vor­ha­ben vor dem Aus. Oft sind es nur rela­tiv kleine Beträge, die gestri­chen oder gekürzt wer­den, aber diese feh­len­den Gel­der sind für kleine kul­tu­relle und soziale Ein­rich­tun­gen exis­tenz­be­dro­hend. Hinzu kom­men Gebüh­ren- und Preis­er­hö­hun­gen. Vor­ge­se­hen sind Gebüh­ren­er­hö­hun­gen bei der Kin­der­be­treu­ung im offe­nen Ganz­tag, den städ­ti­schen Park­häu­sern, der Stadt­bi­blio­thek und den Muse­ums­ein­trit­ten. Das Kita-Essen wird teu­rer. Anwoh­ner­par­ken kos­tet zunächst 100 Euro statt wie bis­her 30 Euro. Frei­wer­dende Stel­len in der Stadt­ver­wal­tung blei­ben erst ein­mal unbe­setzt. Ab 2027 sol­len jähr­lich drei Pro­zent der mehr als 20.000 Plan­stel­len weg­fal­len. Die Park­ge­büh­ren in den städ­ti­schen Park­häu­sern wer­den um 40% erhöht.
Höchste Prio­ri­tät hat laut Dörte Die­mert die Ver­mei­dung der Haus­halts­si­che­rung, die Zwangs­ver­wal­tung, also die Ver­mei­dung eines Kom­mis­sars, den die Lan­des­re­gie­rung ein­setzt.
Pro Jahr sol­len 100 Mio Euro ein­ge­spart wer­den. Für das kom­mende Jahr wird ein Defi­zit von 395 Mil­lio­nen und für 2026 von 440 Mil­lio­nen Euro ein­ge­plant. Den­noch wächst unauf­hör­lich der Schul­den­berg. Die zin­steu­ren Liqui­di­täts­kre­dite wer­den sich von 911 Mio Euro (2023) bis 2029 auf 4,1 Mrd Euro mehr als ver­vier­fa­chen. Die soge­nann­ten Inves­ti­ti­ons­kre­dite wach­sen zugleich von 2,0 auf 6,7 Mrd Euro an. Zusam­men macht das 11 Mrd Euro, pro Ein­woh­ner ergibt das 10.000 Euro plus Zin­sen.
Die Ursa­che der Ver­schul­dung wird nicht dis­ku­tiert. Sie ist aber kein unab­wend­ba­res Schick­sal. Die öffent­li­chen Schul­den plus Zin­sen und Til­gung die­nen absichts­voll einer Umver­tei­lung von Arm zu Reich. Was mit­tels Son­der­ver­mö­gen für die Bun­des­wehr ver­schleu­dert wer­den soll, kann nicht mehr für die Daseins­vor­sorge aus­ge­ge­ben werden.

Viel ist ange­sichts die­ser kata­stro­pha­len Finanz­lage der Kom­mu­nen vom Spar­zwang die Rede.
Das Gerede von „Prio­ri­tä­ten set­zen“ und der Unver­meid­lich­keit von Kür­zun­gen gehö­ren zum Man­tra bür­ger­li­cher Kom­mu­nal­po­li­tik. So bekla­gen die Ver­fas­ser des 2500 Sei­ten umfas­sen­den Haus­halts­ent­wurfs bei des­sen Prä­sen­ta­tion vor allem die Kos­ten­ent­wick­lung in den Berei­chen Gesund­heit, Jugend, Bil­dung und Sozia­les, aber auch die deut­li­che Stei­ge­rung der Per­so­nal­kos­ten auf­grund hoher Tarif­ab­schlüsse. Die vie­len, über­teu­er­ten Groß­pro­jekte, Mil­li­ar­den­grä­ber wie bei­spiels­weise die Oper wer­den nicht genannt. Diese Kos­ten wer­den nicht hin­ter­fragt.
Auch über die Ursa­che der Ver­schul­dung der Kom­mu­nen wird geschwie­gen. Die Stim­men, die auf die Abwäl­zung von Kri­sen­las­ten und der Kos­ten für den Auf­rüs­tungs­kurs der Regie­rung auf die Kom­mu­nen hin­wei­sen, sind im bür­ger­li­chen Poli­tik­be­trieb kaum zu ver­neh­men.
Die Stadt­käm­me­rin ist indes sehr zufrie­den mit ihrem Haus­halts­ent­wurf. Es sei gelun­gen, „im Haus­halt sowohl den wach­sen­den Auf­ga­ben die­ser Stadt als auch den schwie­ri­gen Rah­men­be­din­gun­gen Rech­nung zu tra­gen.“
Indes­sen tür­men sich die Auf­ga­ben, die zu erfül­len die Stadt sich nicht mehr in der Lage sieht. Vor zwei Jah­ren hat Reker dem Rat eine Liste von 122 Groß­bau­pro­jek­ten vor­ge­legt, die bis­lang nicht ange­gan­gen wor­den sind. Zuletzt hatte Reker zwölf Groß­bau­pro­jekte nach hin­ten gescho­ben. Reker: „Wir wer­den uns nicht alles leis­ten kön­nen. Es ist ein Blick auf die Rea­li­tät ange­sagt.“
Im übri­gen sind hoch­ver­schul­dete Kom­mu­nen wie Köln über­haupt nur noch hand­lungs­fä­hig, weil es ihnen gestat­tet wird, Ver­luste in die Zukunft zu verschieben.

Der Köl­ner DGB hat mit einer Erklä­rung auf den Haus­halts­ent­wurf reagiert und for­dert, die Kür­zungs­pläne wie­der zurück­zu­neh­men. Der Stadt­ver­band kri­ti­siert den ver­fehl­ten Aus­bau von bezahl­ba­ren Wohn­raum und die Über­tra­gung von Auf­ga­ben an die Kom­mu­nen durch Bund und Län­der, ohne die Finan­zie­rung sicher­zu­stel­len.
Er weist zudem auf die vie­len und teu­ren Groß­pro­jekte hin, die die Ver­schul­dung in die Höhe trei­ben und for­dert den Aus­bau des ÖPNV-Net­zes, die Sanie­rung und Instand­hal­tung der Köl­ner Brü­cken, der Stra­ßen, städ­ti­schen Gebäude und der Schu­len sowie die Finan­zie­rung der städ­ti­schen Kli­ni­ken.
Ins­ge­samt for­dert der Köl­ner DGB, die Kom­mu­nen finan­zi­ell in die Lage zu ver­set­zen, ihren viel­fäl­ti­gen Auf­ga­ben nach­zu­kom­men: „dafür müs­sen sie kurz­fris­tig ent­las­tet und län­ger­fris­tig auf ein sta­bi­les finan­zi­el­les Fun­da­ment gestellt wer­den. Wir brau­chen eine soli­da­ri­sche Ent­schul­dung der Kom­mu­nen, bestehend aus einer ein­ma­li­gen Über­nahme kom­mu­na­ler Alt­schul­den durch Bund und Län­der, sowie län­ger­fris­tige Maß­nah­men, um die kom­mu­nale Hand­lungs­fä­hig­keit dau­er­haft sicher­zu­stel­len.“
Beson­ders bemer­kens­wert ist der letzte Absatz, der auf den Zusam­men­hang von Auf­rüs­tung und Kür­zun­gen bei den Kom­mu­nen hin­weist: „Von einer zukünf­ti­gen Bun­des­re­gie­rung erwar­ten wir ent­spre­chen­des Han­deln. Sie darf nicht zuguns­ten von Auf­rüs­tung und Krieg agie­ren, son­dern muss vor allem die Lebens­wel­ten der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ver­bes­sern: Das Leben vor Ort in den Kom­mu­nen, Gute Arbeit, bezahl­ba­res Woh­nen, eine kli­ma­ge­rechte und soziale Mobi­li­tät. Dafür brau­chen wir ein neues Steu­er­kon­zept, das beson­ders die­je­ni­gen, die sehr viel haben, mehr betei­ligt und Inves­ti­tio­nen ermög­licht.“
In Anbe­tracht des­sen, dass sol­che Posi­tio­nen gegen Auf­rüs­tung und den Kriegs­kurs der Regie­rung im DGB und den Gewerk­schaf­ten noch die Aus­nahme bil­den, soll­ten wir die­ses Papier des Köl­ner DGB unterstützen.

„Schwar­zer Tag bei Ford: 2900 Stel­len in Köln fal­len weg. Fast ein Vier­tel der Arbeits­plätze wird 2027 gestri­chen – Betriebs­rat reagiert empört.“ Mit die­ser Nach­richt machte die Köl­ni­sche Rund­schau am Don­ners­tag vori­ger Woche (21. Novem­ber 2024) auf. In Eng­land sol­len 800 Stel­len weg­fal­len, 300 wei­tere an ande­ren Stand­or­ten in Europa.
Im Jahr 2019 wur­den noch knapp 280.000 Ford-PKW zuge­las­sen, 2023 waren es nur noch 116.000. Der Markt­an­teil ist in die­sem Zeit­raum von 6,7% auf 4,1% gesun­ken.
Ford beklagt man­gelnde staat­li­che Unter­stüt­zung bei der Elek­tro­mo­bi­li­tät.
Der Betriebs­rats­vor­sit­zende Ben­ja­min Gruschka erin­nerte an die Ver­ein­ba­rung, die bis Ende 2032 betriebs­be­dingte Kün­di­gun­gen aus­schließt. Geschäfts­füh­rer Was­sen­berg stelle diese Ver­ein­ba­rung in Frage. Gruschka: „Ford Europa hat heute den Abbau­plan ver­öf­fent­licht, ohne den Gesamt­be­triebs­rat vorab zu infor­mie­ren. Diese Miss­ach­tung der Sozi­al­part­ner­schaft haben wir so in Deutsch­land noch nicht erlebt.“
Erst neun Tage zuvor war bekannt gemacht wor­den, dass Ford 2000 Beschäf­tigte in die Kurz­ar­beit schickt. Sie begann in der Fahr­zeug­pro­duk­tion am Mon­tag, 18. Novem­ber. Offen­bar fährt Ford eine Sala­mi­tak­tik. Denn das Werk hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren am Stand­ort Köln bereits Tau­sende Stel­len abge­baut. Von den 20.000 Stel­len des Jah­res 2018 waren in die­sem Som­mer nur noch 13.000 übrig. Vor ziem­lich genau 10 Jah­ren schloss das Ford­werk im bel­gi­schen Gent, einer Klein­stadt von 65.000 Ein­woh­nern, aber 10.000 Arbei­tern bei Ford und Zulie­fer­be­trie­ben. Als 200 von ihnen am 7. Novem­ber 2012 hier in Köln ihren Gesamt­be­trieb auf­su­chen woll­ten, setzte es 22 sozi­al­part­ner­schaft­li­che Ermitt­lungs­ver­fah­ren und 13 sozi­al­part­ner­schaft­li­che Straf­be­fehle u.a. wegen Land­frie­dens­bruch, Haus­frie­dens­bruch, Sach­be­schä­di­gung, Wider­stand gegen Voll­stre­ckungs­be­amte, Bei­hilfe zur Nöti­gung sowie Ver­stoß gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz.
VW will 30.000 sei­ner 120.000 Beschäf­tig­ten frei­set­zen, Thys­sen-Krupp 11.000. Für das Jahr 2024 rech­net das Sta­tis­ti­sche Bun­des­amt mit einem Anstieg der Fir­men­plei­ten in Deutsch­land auf etwa 20.000 Fälle. Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­den laut Bun­des­amt 17.814 Unter­neh­men insolvent.

Liebe Genos­sin­nen und Genos­sen,
wir ste­cken tief in der Rezes­sion. Wir haben es mit einer schon lange schwä­ren­den Über­pro­duk­ti­ons­krise zu tun.

Kürz­lich rühr­ten sich die Stu­die­ren­den. Sie sind nicht bereit, sich mit ihrer aku­ten Woh­nungs­not abzu­fin­den. Sie wei­sen in einem offe­nen Brief an Frau Reker auf ihre untrag­bare Woh­nungs­si­tua­tion hin.
Vor zehn Jah­ren haben alle Rats­par­teien ver­spro­chen, güns­ti­gen Wohn­raum zu schaf­fen, sogar die FDP. Umge­setzt wurde von den voll­mun­di­gen Ver­spre­chen so gut wie nichts. Die Maß­nah­men, mit denen man die Woh­nungs­not durch Anlo­cken von Inves­to­ren lin­dern wollte, waren dazu nicht geeig­net. Wir haben diese schon damals in unse­rem Kom­mu­nal­wahl­pro­gramm als untaug­lich bewer­tet. Die Woh­nungs­not nimmt zu. Die Mie­ten stei­gen unauf­hör­lich und der Bestand preis­wer­ter Woh­nun­gen schrumpft. Der Trend, dass mehr Woh­nun­gen aus der Sozi­al­bin­dung raus­fal­len, als neue gebaut wer­den, setzt sich unge­bro­chen fort. Nur noch etwa 6% des Woh­nungs­be­stands Kölns sind Sozi­al­woh­nun­gen, wäh­rend rund die Hälfte der Köl­ner ein Anrecht auf einen Wohn­be­rech­ti­gungs­schein und damit auf eine sol­che Woh­nung haben. Die Ange­bots­mie­ten lagen im zwei­ten Halb­jahr 2023 in Köln bei durch­schnitt­lich 15 Euro pro Qua­drat­me­ter, eine Stei­ge­rung von 7,1% gegen­über dem Vor­jahr. In den ande­ren Groß­städ­ten sind die Preis­stei­ge­run­gen ver­gleich­bar.
Der Wahl­kampf hat begon­nen. Kürz­lich hat die Rats­mehr­heit aus Grü­nen, CDU, SPD und Volt ein 11-Punkte-Pro­gramm für bezahl­ba­ren Wohn­raum vor­ge­legt, um eine „sozi­al­po­li­ti­sche Kata­stro­phe abzu­wen­den“. Als sei die nicht schon längst ein­ge­tre­ten. Man beab­sich­tigt, dop­pelt so viele Woh­nun­gen wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren mit durch­schnitt­lich 2500 Woh­nun­gen pro Jahr zu bauen. Dazu will man eine „Taskforce Woh­nungs­bau“ ein­rich­ten. Es soll unter ande­rem eine Liste zu prio­ri­sie­ren­der Woh­nungs­bau­flä­chen von der Ver­wal­tung vor­ge­legt und bei der Ver­gabe die­ser Flä­chen die GAG Immo­bi­lien AG, die größ­ten­teils in städ­ti­scher Hand ist, die Woh­nungs­ge­sell­schaft der Stadt­werke Köln (WSK) und andere Genos­sen­schaf­ten bevor­zugt wer­den.
Die­ses Pro­gramm ist ledig­lich eine erwei­terte Neu­auf­lage des sie­ben Punkte umfas­sen­den Wohn­bau-Sofort­pro­gramms, das vor gut einem Jahr SPD, Grüne, CDU und Volt beschlos­sen haben. Schon damals sollte eine „Taskforce Woh­nungs­bau“ ein­ge­rich­tet, Geneh­mi­gun­gen für Bau­an­träge beschleu­nigt wer­den. Ergeb­nis: Von Januar bis Mai 2024 hat die Stadt Köln 1.100 Bau­ge­neh­mi­gun­gen für neue Woh­nun­gen erteilt. Ein Jahr zuvor waren es im sel­ben Zeit­raum 1.507 Geneh­mi­gun­gen. „Damit ist die Bereit­schaft, in Köln neuen Wohn­raum zu schaf­fen, inner­halb von nur einem Jahr um 27% zurück­ge­gan­gen“, so das Pestel-Insti­tut, von dem die Zah­len stammen.

Die von der Lan­des­re­gie­rung im Jahr 2023 bereit­ge­stell­ten 2,1 Mrd. Euro für die Wohn­raum­för­de­rung reich­ten gerade mal für 6.726 neue Wohn­ein­hei­ten NRW-weit. Ein gro­ßer Teil der Summe ging in die Eigen­tums­för­de­rung und Modernisierung.

Auch die Bun­des­re­gie­rung ist von ihren selbst­ge­steck­ten Zie­len von 400.000 neuen Woh­nun­gen pro Jahr weit ent­fernt. Im ver­gan­ge­nen Jahr waren es 270.000, in die­sem Jahr wer­den es etwa 225.000 sein. Und nur etwa ein Vier­tel der anvi­sier­ten 100.000 Sozi­al­woh­nun­gen pro Jahr sind fer­tig­ge­stellt wor­den. Weit weni­ger, als jähr­lich aus der Sozi­al­bin­dung fal­len. Die lan­des­ei­gene NRW.Bank pro­gnos­ti­ziert, dass sich der Bestand an preis­ge­bun­de­nen Miet­woh­nun­gen bis 2030 um 42 und bis 2035 sogar um 50% redu­ziert.
Der Deut­sche Mie­ter­bund for­dert daher, dass öffent­lich geför­derte Woh­nun­gen dau­er­haft in der Miet­preis­bin­dung blei­ben. Und er for­dert die Wie­der­ein­rich­tung einer Lan­des­bau­ge­sell­schaft und mehr genos­sen­schaft­li­ches Bauen. An die­ser Stelle sei an den Ver­kauf der LEG im Okto­ber 2006 erin­nert, wenige Wochen, nach­dem Rütt­gers CDU die Land­tags­wahl gewon­nen hatte. Damals ist die Lan­des­ent­wick­lungs­ge­sell­schaft (LEG) mit 93.000 Woh­nun­gen aus den Bestän­den der frü­he­ren Neuen Hei­mat vom Land zu einem Preis von 3,4 Mrd. Euro in den Immo­bi­li­en­fonds der US- Invest­ment­bank Gold­man Sachs, Whi­te­hall, gewan­dert. Seit­dem wird damit spekuliert.

Wenn mas­sen­hafte Pro­teste aus­blei­ben, wird sich die Lage auf dem Woh­nungs­markt wei­ter ver­schär­fen. Der Woh­nungs­man­gel ist sehr ein­träg­lich. Er garan­tiert hohe Mie­ten und ist der Ide­al­zu­stand für Inves­to­ren und die Immo­bi­li­en­bran­che. Sie strei­chen satte Gewinne ein. Alle Maß­nah­men, die in den letz­ten zehn Jah­ren ergrif­fen wur­den, um güns­ti­gen Wohn­raum zu schaf­fen, hat­ten im Grunde den Zweck, Inves­to­ren zu füt­tern. Statt­des­sen muss Woh­nungs­bau öffent­li­che Auf­gabe sein, und Woh­nun­gen, die mit öffent­li­chen Gel­dern geför­dert wer­den, müs­sen in öffent­li­chem Eigen­tum ver­blei­ben. Dem Markt über­las­sen, stei­gen auch die Boden­preise zusam­men mit den Mie­ten immer wei­ter. Grund und Boden müs­sen in Gemein­ei­gen­tum über­führt wer­den.
Die Ampel hatte in ihren Koali­ti­ons­ver­trag vom Dezem­ber 2021 eine „neue Wohn­ge­mein­nüt­zig­keit mit steu­er­li­cher För­de­rung und Inves­ti­ti­ons­zu­la­gen“ ver­spro­chen. Das sollte an die Woh­nungs­ge­mein­nüt­zig­keit erin­nern, die bis 1990 für Woh­nungs­be­stände mit bezahl­ba­ren Mie­ten sorgte. Aber der Koali­ti­ons­ver­trag ver­langte gleich­zei­tig, dass die Wohn­ge­mein­nüt­zig­keit die Struk­tur der eta­blier­ten Woh­nungs­wirt­schaft nach den Grund­sät­zen der Wirt­schaft­lich­keit ergänzt, ohne diese zu benach­tei­li­gen.
- Ohne diese zu benach­tei­li­gen?! Also Pro­fit­schutz statt Mie­ter­schutz!
Nichts ist gesche­hen. Nach wie vor aktu­ell ist die For­de­rung nach einer Neuen Woh­nungs­ge­mein­nüt­zig­keit. Noch bis in die acht­zi­ger Jahre hatte bei­spiels­weise die Neue Hei­mat etwa 200.000 Woh­nun­gen als gemein­nüt­zi­ges und damit steu­er­be­güns­tig­tes Unter­neh­men bewirt­schaf­tet. Aber seit der bemer­kens­wer­ten Abschaf­fung der Woh­nungs­ge­mein­nüt­zig­keit im Jahr 1990 gibt es für den Pro­fit am Woh­nungs­markt kein Hal­ten mehr. Über eine Mil­lion Woh­nun­gen, die zuvor in öffent­li­cher Hand waren, wur­den pri­va­ti­siert. Und selbst­ver­ständ­lich kann die Sub­ven­tio­nie­rung von Sozi­al­woh­nun­gen die hohen Grund­stücks­preise nicht min­dern. Im Gegen­teil.
Gegen­wär­tig ist zu bekla­gen, dass auch die Unter­schiede zwi­schen kom­mu­na­len Woh­nungs­un­ter­neh­men und finanz­markt­ori­en­tier­ten Ver­mie­tungs­kon­zer­nen ver­schwin­den. Vor die­sem Hin­ter­grund ist zu for­dern, dass kom­mu­nale Woh­nungs­un­ter­neh­men ihre Woh­nun­gen dau­er­haft hal­ten und nicht am Gewinn, son­dern mit­tels Steu­er­pri­vi­le­gien am Gemein­wohl ori­en­tiert wer­den, um ihren Bewoh­nern bezahl­ba­ren Wohn­raum anbie­ten zu können.

Liebe Genos­sin­nen und Genos­sen,
die 13 fährt abends und sonn­tags nur noch alle halbe Stunde. Der KVB-Fahr­plan wird den Rea­li­tä­ten, also dem Fahr­zeug- und Fah­rer­man­gel, ange­passt. Die Fahr­gäste haben das Nach­se­hen. Fahr­ten mit der Bun­des­bahn sind mitt­ler­weile zu Aben­teu­ern gewor­den, weil die Züge gerne aus­fal­len. Stra­ßen­brü­cken brö­ckeln. Vor eini­gen Wochen brach die Carola-Brü­cke in Dres­den zusam­men. Zu erwar­ten ist, dass wei­tere Brü­cken zer­fal­len. Hun­derte sind drin­gend der Repa­ra­tur bedürf­tig.
Öffent­li­che Finanz­mit­tel für die Infra­struk­tur ebenso wie staat­li­che Auf­sicht wer­den mini­miert und aus­ge­glie­dert. Wir bekom­men es in Gestalt der Armut der Städte und Gemein­den deut­lich zu spü­ren. Die Ver­nach­läs­si­gung öffent­li­cher Auf­ga­ben wird nach­hal­tig. Ein ent­schei­den­der Grund dafür ist die sys­te­ma­ti­sche Über­tra­gung die­ser Auf­ga­ben an Pri­vat­un­ter­neh­men bzw. pri­vat­recht­lich orga­ni­sierte Fir­men im Zuge neo­li­be­ra­ler Refor­men, die neue Fel­der der Kapi­tal­ver­wer­tung eröff­nen sol­len.
Min­des­tens so gra­vie­rend aber ist die Ver­nach­läs­si­gung der sozia­len Infra­struk­tur. Dazu zählt das Bil­dungs­we­sen, das Gesund­heits­we­sen, Sport- und Kul­tur­ein­rich­tun­gen, öffent­lich-recht­li­che Medien, aber auch die For­schung, die sich immer mehr an den pri­va­ten, natur­ge­mäß kurz­fris­ti­gen Ver­wer­tungs­in­ter­es­sen gro­ßer Kon­zerne aus­rich­tet. Wie über­haupt die Wis­sen­schaft schon seit län­ge­rer Zeit die Begehr­lich­keit von Inves­to­ren kaum abzu­weh­ren in der Lage ist. Die Infra­struk­tur ist eine Kampf­arena, in der öffent­li­che Daseins­vor­sorge gegen­über pri­va­ten Ver­wer­tungs­in­ter­es­sen in der Defen­sive ist. Umso wich­ti­ger sind die weni­gen, aber ermu­ti­gen­den Erfolge. Wir erin­nern uns bei­spiels­weise des euro­pa­wei­ten Kamp­fes gegen die Was­ser­pri­va­ti­sie­rung und des Kamp­fes gegen TTIP.

Die ver­gan­ge­nen Jahre waren zu einem gro­ßen Teil der Ver­tei­di­gung öffent­li­chen Eigen­tums gewid­met, nur sel­ten hat­ten wir Gele­gen­heit, die Ver­ge­sell­schaf­tung bei­spiels­weise von gro­ßen Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten offen­siv zu for­dern. Indes ist die Ori­en­tie­rung auf die Eigen­tums­frage seit dem Erschei­nen des Kom­mu­nis­ti­schen Mani­fests 1848 der Kern unse­rer Strategie.

Wir haben nach unse­rer KMV im Juni einen Arbeits­plan für die nächs­ten zwei Jahre beschlos­sen, der unter ande­rem die Betei­li­gung an der Kom­mu­nal­wahl im Sep­tem­ber 2025 mit eige­nen Kan­di­da­tu­ren vor­sieht. Die Gruppe Ost will für die Bezirks­ver­tre­tun­gen in Kalk und Mül­heim kan­di­die­ren. Dar­über hin­aus möchte sie einen Ober­bür­ger­meis­ter­kan­di­da­ten auf­stel­len und für den Stadt­rat kan­di­die­ren. Das ist sehr ambi­tio­niert. Die Samm­lung der erfor­der­li­chen Unter­stüt­zer­un­ter­schrif­ten wird nur unter Auf­bie­tung aller Kräfte und orga­ni­sa­to­ri­schem Geschick mög­lich sein. In der Gruppe Innen­stadt hat sich bis­lang noch nie­mand bereit erklärt,zu kan­di­die­ren.
Im aktu­el­len Arbeits­plan neh­men wir uns vor, zur Wahl ein kom­mu­nal­po­li­ti­sches Pro­gramm zu erar­bei­ten. Schwer­punkte wer­den Mie­ten und Woh­nen, Gesund­heit und Ver­kehr sein.

Am 10. Juli 2024 haben die USA und Deutsch­land am Rande des NATO-Gip­fels in Washing­ton in einem bila­te­ra­len State­ment ange­kün­digt, ab 2026 land­ge­stützte Rake­ten (Long-Range Fires) in Deutsch­land mit stra­te­gi­schen Reich­wei­ten zu sta­tio­nie­ren. Sie waren bis 2019 durch den INF-Ver­trag ver­bo­ten.
Am 3. Okto­ber hat eine große Kund­ge­bung gegen neue Mit­tel­stre­cken­ra­ke­ten in Ber­lin statt­ge­fun­den. Einige von uns waren dort. Von der Demons­tra­tion ging der Ber­li­ner Appell gegen die neue Auf­rüs­tungs­runde aus. Wir rufen auf, ihn zu unter­schrei­ben. Wort­laut:
Wir leben im gefähr­lichs­ten Jahr­zehnt seit Ende des Zwei­ten Welt­kriegs. Die Gefahr, in einen ato­ma­ren Abgrund zu tau­meln oder durch einen kon­ven­tio­nel­len Krieg umzu­kom­men, ist real. An die­ser Weg­ga­be­lung ste­hen wir für eine fried­li­che und soli­da­ri­sche Welt der Gemein­sa­men Sicher­heit, Soli­da­ri­tät und Nach­hal­tig­keit für alle Men­schen.
Wir sagen Nein zur Auf­stel­lung neuer US-Mit­tel­stre­cken­waf­fen in Deutsch­land!
Die geplan­ten Hyper­schall­ra­ke­ten Dark Eagle stei­gern die Span­nun­gen und sind ins­be­son­dere für Deutsch­land eine Gefahr, zum Ziel eines Prä­ven­ti­v­an­griffs zu wer­den. Über­dies för­dern die gerin­gen Vor­warn­zei­ten das Risiko von Fehl­re­ak­tio­nen.
Die Sta­tio­nie­rung wurde ohne jede öffent­li­che und par­la­men­ta­ri­sche Dis­kus­sion ent­schie­den. Abrüs­tungs­ver­hand­lun­gen sind nicht vor­ge­se­hen. Wir blei­ben dabei, Kon­flikte und Riva­li­tä­ten nicht mili­tä­risch zu lösen, son­dern alles zu tun, Kriege zu ver­mei­den oder zu been­den. Die­ser Auf­gabe darf sich nie­mand entziehen.


Bericht des Vor­stands als PDF