Hambi bleibt! Der Anfang vom Ende des RWE als Kohle-Konzern

180° Panoramabild der Kundgebung.

Wald ret­ten -
Kohle stop­pen!

Hambi bleibt!

«Ich liebe die Natur und gehe auch gern im Wald spa­zie­ren», ver­riet Rolf Mar­tin Schmitz unlängst dem Köl­ner Stadt­an­zei­ger. Schmitz ist Vor­stands­vor­sit­zen­der des Rhei­nisch-West­fä­li­schen Ener­gie-Rie­sen RWE. Für «Klüt­ten­rolf» ist die Braun­kohle wei­ter­hin ein unver­zicht­ba­rer Ener­gie­trä­ger, von dem das Wohl und Wehe unse­res Bun­des­lan­des Nord­rhein-West­fa­len, NRW, abhängt. Sein Kum­pel Arnim «Die­sel» Laschet, der­zeit Mini­prä­si­dent von NRW, der soge­nannte «Lan­des­va­ter», ist ganz der­sel­ben Ansicht.

Als Berufs­heuch­ler und Dau­er­au­to­fah­rer ist ihm die völ­lig ein­sei­tige Par­tei­nahme für einen Multi zwar etwas pein­lich, wes­halb er gerne die Ver­ant­wor­tung auf die Vor­gän­ger­re­gie­rung unter Han­ne­lore Kraft(los) schiebt. Nicht erst seit ges­tern ist bekannt, wie sehr RWE und die jewei­li­gen Lan­des­re­gie­run­gen ver­filzt sind (NRWE), zahl­rei­che Kor­rup­ti­ons­skan­dale bele­gen das ein­drucks­voll. So machte man sich auch jetzt zum Erfül­lungs­ge­hil­fen der Kohle-aus Kohle-Macher und ließ gegen die Baum­schüt­zer im Ham­ba­cher Wald die Ket­ten­hunde von der Leine. Auf­grund einer Rodungs­ge­neh­mi­gung von 1974 wurde der Wald zum «gefähr­lichs­ten Ort in NRW» erklärt und mit Gewalt geräumt. Dabei kam es zu einem Toten und min­des­tens einer Schwerverletzten.

 

Der Ham­ba­cher Forst war ein rund 12.000 Jahre alter Urwald, der ein­zige im Rhein­land – und er stört die Aus­brei­tung der Mond­land­schaft, Ham­ba­cher Tage­bau genannt. Nur noch knapp 10%, rund 200 ha sind erhal­ten und davon soll über die Hälfte auch noch weg. Weg kamen bereits vor­her etli­che Ort­schaf­ten und bedeu­tende Kul­tur­denk­mä­ler, wie der Immer­ra­ther Dom. Weg sol­len zudem noch etli­che wei­tere Hun­derte ha frucht­ba­ren Acker­lan­des, Gehöfte und, ein Mene­te­kel, neu errich­tete Wind­rä­der. Braun­kohle schlägt Wind­kraft – im wahrs­ten Sinne des Wor­tes toll. Nach dem Wil­len der Koh­le­bosse, und ihrer poli­ti­schen Ham­pel­män­ner, wird sich die bis zu 400m tiefe Abbau­grube direkt bis an den Orts­rand von Ker­pen-Buir aus­deh­nen – mit wei­te­rer Wachs­tums­op­tion in Buir sel­ber. Zusam­men mit dem kli­ma­po­li­ti­schen Eier­tanz der Aus­sit­ze­rin Angela «Mutti» Mer­kel zeigt sich für immer mehr Men­schen in der BRD, dass sie in Wahr­heit in einem umwelt­po­li­ti­schen Ent­wick­lungs­land leben, in dem mit schö­nen Wor­ten wei­ter­hin eine Poli­tik der 60er und 70er Jahre exe­ku­tiert wird.

Seit 2012 leben daher Baum­schutz­ak­ti­vis­ten im Ham­ba­cher Wald und wer­den von vie­len Natur­schüt­zern vor allem im Köl­ner Raum unter­stützt. Um sie räu­men zu kön­nen, musste der «Brand­schutz» her­hal­ten, wobei sich Die­sel-Armin nicht ent­blö­dete, zu behaup­ten, «das die Räu­mung abso­lut nichts mit der beab­sich­tig­ten Rodung zu tun hat.» Natür­lich eine Lüge, genau, wie die gesamte ener­gie­po­li­ti­sche Dring­lich­keit. Fris­tete der Ham­ba­cher Wald, frü­her ein Forst, noch bis vor kur­zem eher ein media­les Schat­ten­da­sein, rückte er nun, ange­sichts des bru­ta­len Vor­ge­hens gegen kri­mi­na­li­sierte Natur­freunde und Akti­vis­ten in den Fokus der natio­na­len, aber auch der inter­na­tio­na­len Medien. Das rüt­telt immer mehr Men­schen auf und so wird der «Hambi» zu einem belieb­ten Aus­flugs­ziel, die wöchent­li­chen Wald­füh­run­gen ein Hit, an denen ins­ge­samt bereits meh­rere Zehn­tau­send teil­nah­men. Zeit­gleich tagt in Ber­lin die Koh­le­kom­mis­sion, auf der end­lich ver­bind­lich ein Fahr­plan für den Aus­stieg aus die­ser Dino­sau­ri­er­tech­nik erstellt wer­den soll.

 

NRWE wollte dem dreist zuvor kom­men und Fak­ten schaf­fen, selbst vor ille­ga­len Teil­ro­dun­gen schreckte man nicht zurück. Außer­dem ging man ener­gisch gegen das Demons­tra­ti­ons­recht vor, Kohle-Rolf und Die­sel-Armin, sowie ihr Innen­mi­nis­ter Reuls Her­bert wie­sen die hörige Poli­zei an, die geplante bun­des­weite Groß­demo am 6.10.2018 zu ver­bie­ten, was diese mit faden­schei­ni­gen Begrün­dun­gen auch tat. Trotz­dem rech­nete man mit 20.000 Demons­tran­ten und wollte daher die Poli­zei vor Ort noch auf min­des­tens 3.000 Beamte ver­stär­ken. Und nach Schmit­zens Wille sollte auch gleich drauf gero­det wer­den, bevor Gerichte oder Kom­mis­sion zu einem Urteil kämen.
Am 5.10. geschah aber das für diese Feinde der Gewal­ten­tei­lung Unfass­bare: Das Ober­lan­des­ge­richt (OVG) zu Müns­ter ver­fügte in einen Eil­ver­fah­ren am Frei­tag nicht nur einen sofor­ti­gen Rodungs­stopp, son­dern kas­sierte auch das Ver­bot der Groß­kund­ge­bung am Samstag.

Liest man die Begrün­dung des Gerich­tes, in dem es sämt­li­che Behaup­tun­gen und Gründe der NRWE-Armee-Frak­tion als Lügen auf­deckte, so kann man nicht anders, als von einer schal­len­den Ohr­feige für Schmitz, Laschet, Reul und Co. zu spre­chen. Und es kamen dann am Sams­tag, dem 6.10.2018 auch die Mas­sen, statt erwar­te­ter 20.000, gut und gerne 50.000! Die größte Mani­fes­ta­tion gegen die For­mel «Kohle zu Kohle», die wahr­schein­lich je in Deutsch­land statt­ge­fun­den hat – und es war Platz genug da, außer auf den Bahn­hö­fen. Die Men­schen ström­ten in lan­gen Kolon­nen zum Demoa­cker, vor, hin­ter und neben die Bühne. Viele wan­der­ten durch den Wald, die Poli­zei hielt sich bedeckt. Einige Beamte mein­ten sogar, sie fühl­ten sich regel­recht von NRWE miss­braucht. Die Menge an Fah­nen auf­zu­zäh­len, würde einen eige­nen Arti­kel brau­chen, jeden­falls war sogar die DKP dabei, deren Vor­stände im Bund wie im Bezirk bis­lang wenig zum Thema geäu­ßert hat­ten. Die UZ (Unsere Zeit) berich­tete jeden­falls, und dan­kens­wer­ter­weise, aus­führ­li­cher. Nicht nur natio­nale, son­dern auch inter­na­tio­nale Rede­bei­träge von Umwelt­schüt­zern, Bau­ern, Akti­vis­ten und Anwoh­nern mach­ten Mut, das der Kampf gegen den Kli­ma­wan­del noch nicht ganz ver­lo­ren sei, trotz einer bereits rea­li­sier­ten Erd­er­wär­mung von einem Grad. Die Demo wurde zur Feier und wird sich sicher­lich tief ins kol­lek­tive Bewusst­sein zumin­dest der den­ken­den Bevöl­ke­rung in Deutsch­land ein­gra­ben: «Hambi bleibt»!

 

Her­mann-Josef Marat