Suchet der Stadt Bes­tes … Grundstück?

Weite unbebaute Fläche.

Im Vor­griff auf die Große Koali­tion in Köln.

Im Okto­ber konnte man im Köl­ner Stadt­an­zei­ger über eine Initia­tive „Suchet der Stadt Bes­tes» lesen. Hier hat sich offen­bar etwas vor­ei­lig ein ört­li­cher Able­ger der Gro­ßen Koali­tion gebil­det, viel­leicht sollte man ihn tref­fen­der als Gro­ßen Klün­gel bezeich­nen. Neun­zehn Men­schen haben den Auf­ruf unter­schrie­ben. Die vor­dring­li­che Sorge die­ser Her­ren ist die poli­ti­sche Absi­che­rung der Kon­so­li­die­rung des städ­ti­schen Haus­halts. Sie sagen unter anderem:

  • Die Sozi­al­trans­fer­leis­tun­gen dro­hen die Groß­städte zu erdrosseln.
  • Wir müs­sen uns auch in Köln die Frage stel­len, wel­che Leis­tun­gen wir in Zukunft noch erbrin­gen müs­sen und wel­che wir uns in Zukunft noch leis­ten können.
  • Wel­che Stan­dards und gesetz­li­chen Rege­lun­gen des Bun­des und des Lan­des kön­nen hin­ter­fragt und abge­senkt wer­den, ohne dass davon die Lebens­qua­li­tät gra­vie­rend beein­träch­tigt wird?
  • Wir müs­sen alle unsere Aus­ga­ben – auch im sozia­len Bereich – hinterfragen.

Nur müh­sam ver­hüllt die Spra­che die Inter­es­sen, die sich ihr bedie­nen. Offen­bar will diese Initia­tive die Kür­zun­gen durch­set­zen, die ange­sichts von Fis­kal­pakt und Schul­den­brem­sen auf die Städte und Gemein­den zukom­men und auch für Köln ab 2015 wie­der geplant sind. Aller­dings machen die Her­ren eine Aus­nahme: „Aus­ga­ben für künf­tige Inves­ti­tio­nen und/oder Leis­tun­gen müs­sen nach­drück­li­cher als bis­her sicher­stel­len, dass ein nach­hal­ti­ger und lang­fris­ti­ger Bei­trag zur volks­wirt­schaft­li­chen Wert­schöp­fung erzielt wird.»

Erstau­nen muss, dass unter den Unter­schrif­ten auch die des DGB-Vor­sit­zen­den und SPD-MdL Andreas Kos­si­ski ist. Außer­dem sind dabei: Peter Krü­cker von der Cari­tas, eine Reihe von Pfar­rern, aber auch Paul Bou­wens-Ade­nauer, CDU, Bau­un­ter­neh­mer, IHK-Prä­si­dent, der im Früh­jahr 2008 am Ver­kauf des Dom­braue­rei­ge­län­des an der Alte­bur­ger Straße inner­halb von 8 Wochen 10,5 Mil­lio­nen Euro zu Las­ten des Lan­des NRW ver­dient hat. Bei ihm müsste es bes­ser hei­ßen „Suchet der Stadt bes­tes… Grund­stück». Im August 2010 war er einer von 40 Unter­zeich­nern des Ener­gie­po­li­ti­schen Appells, einer Lob­by­initia­tive der vier gro­ßen Strom­kon­zerne, es ging um die Lauf­zeit­ver­län­ge­rung deut­scher Kernkraftwerke.

Ein wei­te­res CDU-Mit­glied ist Franz Cor­neth; Geschäfts­füh­rer der Rhein­au­ha­fen Ver­wal­tungs­ge­sell­schaft. Im Rhein­au­ha­fen wohnt man sehr teuer in den soge­nann­ten Kran­häu­sern. Seit 2007 ist Cor­neth aber auch Vor­sit­zen­der des Köl­ner Mie­ter­ver­eins. Jochen Ott, der Vor­sit­zende der Köl­ner SPD und Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der städ­ti­schen Woh­nungs­ge­sell­schaft GAG, ist dabei genauso sowie Arnd Schwendy; ehe­mals Köl­ner Sozi­al­amts­de­zer­nent. Von Schwendy stammt der Spruch: „Wir Sozi­al­de­mo­kra­ten in Köln brau­chen wegen Hartz IV nicht in Sack und Asche zu gehen, denn wir haben gezeigt, wie das posi­tiv umzu­set­zen ist.»

Ins­be­son­dere bei den Sozi­al­de­mo­kra­ten – auch Mar­tin Bör­schel gehört zu den Unter­zeich­nern – ist die Frage ange­bracht, auf wel­che Seite sie sich mit einem sol­chen Bünd­nis stellen.

Offen­kun­dig rich­tet sich diese Initia­tive gegen die Köl­ne­rin­nen und Köl­ner, die sich eine arme Stadt nicht leis­ten kön­nen und auf ihre sozia­len und kul­tu­rel­len Leis­tun­gen ange­wie­sen sind. Und sie rich­tet sich gegen das Bünd­nis „Umfair­tei­len statt Kaputt­spa­ren» und seine Ziele.

Im Gegen­satz zu der Auf­fas­sung der genann­ten Her­ren sieht die­ses Bünd­nis die Gefahr, dass ange­sichts der rie­si­gen Umver­tei­lung von Unten nach Oben im Zuge der Krise die Städte und Gemein­den finan­zi­ell abge­hängt wer­den. Das Ziel muss aber die aus­kömm­li­che Finan­zie­rung der Kom­mu­nen sein. Dazu müs­sen die gro­ßen Ver­mö­gen zur Kasse gebe­ten wer­den. Das ist aber eine Maß­nahme, die von der Gro­ßen Koali­tion schwer­lich zu erwar­ten ist. Im Gegen­teil, alle Zei­chen deu­ten dar­auf, dass SPD und Union mit ihrer grund­ge­setz­än­dern­den Mehr­heit die poli­ti­schen Bedin­gun­gen aus­bauen, unter denen Schul­den­schnitte zu Las­ten der Ban­ken ver­hin­dert wer­den, statt­des­sen Ban­ken und große Finanz­in­sti­tute unter den Ret­tungs­schir­men der öffent­li­chen Haus­halte bleiben.