Oster­marsch 2015

Köl­ne­rIn­nen in Düsseldorf

Nicht wenige Köl­ne­rin­nen und Köl­ner haben sich am Sams­tag am Oster­marsch in Düs­sel­dorf betei­ligt. Sie fol­gen dem Auf­ruf, in dem es heißt: „NATO und EU betrei­ben gegen­über Russ­land eine Kon­fron­ta­ti­ons­po­li­tik. Die Gefahr eines neuen Krie­ges mit dem Risiko eines nuklea­ren Infer­nos wächst. Mit Waf­fen­ex­port und unge­rech­ten Wirt­schafts­be­zie­hun­gen tra­gen EU- und NATO-Staa­ten eine Ver­ant­wor­tung für Flucht und Ver­trei­bung von Mil­lio­nen Menschen.

Welt­weit gibt es mehr als 50 Mio. Flücht­linge, davon ca. 800.000 durch den Kon­flikt in der Ukraine.

Im Nahen Osten ereig­net sich das größte Flücht­lings­drama seit dem Zwei­ten Welt­krieg, dort sind ca. 9 Mio. Men­schen auf der Flucht. Für die Kriege im Nahen und Mitt­le­ren Osten tra­gen USA und Mit­glieds­staa­ten der EU eine Mit­ver­ant­wor­tung. Europa schot­tet sich gegen Flücht­linge ab, anstatt die Flücht­linge auf­zu­neh­men. Die Kriege um Roh­stoffe und geo­po­li­ti­sche Macht sind der Nähr­bo­den des Terrorismus.

Nur eine Abkehr von der Kriegs­po­li­tik von NATO, EU und Bun­des­wehr kann der Spi­rale der Gewalt, die jetzt ver­stärkt die west­li­chen Län­der erreicht, ein Ende set­zen. “Und es wird gefor­dert: „Statt weit­hin Kon­flikte mili­tä­risch anzu­hei­zen und Trup­pen und Waf­fen in Kriegs- und Kri­sen­ge­biete zu ent­sen­den, for­dern wir zivile Lösun­gen. Zur Been­di­gung des Krie­ges in Syrien und im Irak müs­sen Ver­hand­lun­gen im Rah­men einer Kon­fe­renz für Sicher­heit und Zusam­men­ar­beit im Nahen Osten auf­ge­nom­men wer­den. Im Ukraine-Kon­flikt müs­sen alle Betei­lig­ten unter Lei­tung der OSZE an den Ver­hand­lungs­tisch gebracht wer­den. Frie­den in Europa ist nur mit Russ­land mög­lich. Die UNO, ins­be­son­dere die stän­di­gen Mit­glie­der im UN-Sicher­heits­rat sind auf­ge­for­dert, end­lich ihre Blo­cka­de­hal­tung auf­zu­ge­ben und sich gemein­sam für fried­li­che und zivile Lösun­gen einzusetzen.“

Viel Jugend unter den Demons­tran­ten, die SDAJ mit einem Trans­pa­rent AUS­BIL­DUNGS­PLÄTZE STATT KRIEGS­EIN­SÄTZE, ein gemein­sa­mes mit der Links­ju­gend-Solid for­derte Friede, Freude, Eier­ku­chen gegen Krieg & Hun­ger. Bei son­ni­gem Wet­ter ging es über die Ost­straße, Graf-Adolf-Straße, Kö in die Alt­stadt zum Markt­platz vor dem Rat­haus, wo wie jedes Jahr eine Bühne samt Info­stän­den war­tete. In die­sem Jahr hatte die Deut­sche Frie­dens­ge­sell­schaft – Ver­ei­nigte Kriegs­dienst­geg­ne­rIn­nen (DFG-VK) das Gesche­hen im Griff: Bei der Auf­takt­kund­ge­bung vor dem DGB-Haus sprach Harald Fuchs (DFG-VK Köln), es mode­rierte vor dem Rat­haus Han­ne­lore Tölke, eben­falls DFG-VK. Hier hielt Bun­des­spre­cher Jür­gen Gräss­lin eine Rede. Darin nahm er den Düs­sel­dor­fer Rüs­tungs­kon­zern Rhein­me­tall aufs Korn, der im Jahr 2013 Waf­fen im Wert von 2,86 Mrd. US-Dol­lar ver­kauft habe. Deutsch­land ran­giere auf Platz 4 der größ­ten Rüstungsnationen.

„Der Oster­marsch Rhein-Ruhr trifft sich heute also nicht in einer belie­bi­gen Stadt Deutsch­lands, son­dern am Stamm­sitz des größ­ten deut­schen Rüs­tungs­kon­zerns: der Rhein­me­tall AG mit ihrer Rüs­tungs­sparte Rhein­me­tall Defence. Umso wich­ti­ger ist, dass ihr heute gekom­men seid und laut sagt: Für Düs­sel­dorf ist der Rüs­tungs­riese Rhein­me­tall kein Vor­zei­ge­kon­zern, son­dern schlicht­weg eine Schande!“ Er zählt auf, in wel­che Gebiete der Welt die Bun­des­re­pu­blik Waf­fen expor­tiere: Vor allem Saudi-Ara­bien, Ägyp­ten, Libyen und die Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­rate. Aber voll­mun­dig ver­künde der amtie­rende Vor­stands­vor­sit­zende Armin Pap­per­ger: „Ehr­lich­keit, Recht­schaf­fen­heit, Offen­heit und Trans­pa­renz – nach die­sen Prin­zi­pien steu­ern wir Rhein­me­tall.“ Tat­säch­lich aber wur­den von ägyp­ti­schen Sicher­heits­kräf­ten bei gewalt­sa­men Mili­tär- und Poli­zei­ein­sät­zen des Regimes Muba­rak etwa 850 Demons­tran­ten getö­tet. Dabei sei der Rad­pan­zer „Fahd“ zum Ein­satz gekom­men, für den Rhein­me­tall Teile für Mör­ser, Schüt­zen­pan­zer­turm und Rad­pan­zer von Rhein­me­tall gelie­fert hat, berich­tete der Red­ner. Die Firma belie­fere auch seit Jah­ren – und aktu­ell erneut seit Okto­ber 2014 – das wah­ha­bi­ti­sche Herr­scher­haus in Riad, u.a. mit Hun­dert­tau­sen­den von Hand­gra­na­ten, Muni­tion für Gra­nat­ma­schi­nen­waf­fen und für Pis­to­len sowie wei­te­ren Waffensystemen.

Gräss­lin infor­mierte über die Kam­pa­gne „Aktion Auf­schrei – Stoppt den Waf­fen­han­del!“, die mit­tels Grund­ge­setz­än­de­rung (Arti­kel 26,2) den Export von Kriegs­waf­fen und sons­ti­ger Rüs­tungs­gü­ter ver­bie­ten las­sen will und auf die­sem Weg schon Erfolge ver­zeich­nen kann.

Ein wei­te­rer Erfolg sei der Wider­stand in Rüs­tungs­be­trie­ben gegen Waf­fen­han­del. Im Sep­tem­ber 2014 habe die Dele­gier­ten­ver­samm­lung der IG Metall Stutt­gart eine Reso­lu­tion über Rüs­tungs- und Waf­fen­ex­porte ver­ab­schie­det. Darin wird mas­siv kri­ti­siert, dass in Deutsch­land auch Pro­dukte her­ge­stellt wer­den, „die aus­schließ­lich zum Töten von Men­schen her­ge­stellt wur­den“. Rüs­tungs­pro­duk­tion sei kein ‚nor­ma­ler‘ Indus­trie­zweig. „Hier wer­den mit Blut, Mord und Krie­gen Höchst­pro­fite erwirt­schaf­tet – eine men­schen­ver­ach­tende Produktion.“

78 Pro­zent der Deut­schen seien laut einer reprä­sen­ta­ti­ven Emnid-Umfrage für einen völ­li­gen Stopp des Waf­fen­han­dels. „Wir sind die Mehr­heit, diese gilt es zu mobilisieren!“

Nach der Kund­ge­bung füllte sich die eine oder andere Alt­bier-Braue­rei mit Köl­ne­rin­nen und Köl­nern, die das Getränk, das hier aus­ge­schenkt wird, mal pro­bie­ren wollten.


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